Ein Verlust für die Region. Ende November gibt es zum letzten Mal Küchle und Striezel aus Wiesers Bäckerei ​​​​

Wettelsheim, W. Hartl 22.11.2022: Marianna und Karl Wieser schließen nach 25 erfolgreichen Jahren ihre Küchlebäckerei! Ende November gibt's zum letzten Mal Küchle und Striezel aus Wiesers Bäckerei!​​​​

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Zuerst gab es nur vereinzelt Gerüchte: macht die Wettelsheimer Küchlebäckerei tatsächlich zu? Jetzt ist es gewiss. Nach 25 Jahren backen Marianna und Karl Wieser am kommenden Samstag (26.11.) letztmals ihre Küchle und Striezel. Danach ist definitiv Schluss. Bereits am letzten Donnerstag verabschiedeten sich die Wiesers von ihren langjährigen Kunden auf dem Wochenmarkt in Gunzenhausen. Es war ein emotionaler Abschied. Seit Jahren gehörten sie dort zum Inventar.  Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bedankte sich sogar schriftlich: „Die überregionale Beliebtheit unseres Marktes hat auch was mit den Wettelsheimer Küchle und der Familie Wieser zu tun!“ Es ist das Ende einer Erfolgsgeschichte, wie sie zu Beginn vor genau 25 Jahren auch die Wiesers nicht erträumt hatten. Alles begann mit Karls Mutter Emma, in Wettelsheim als begnadete „Küchle-Bäckerin“ immer noch in bester Erinnerung. Als Emma gesundheitsbedingt nicht mehr backen konnte, war klar: „Wir machen das gewerblich weiter!“ So ihr Sohn. Es war noch ein langer Weg bis die Handwerkskammer Mittelfranken die Zulassung zum Backen von Küchle und Striezel erteilte.Schild 1997 war das einmalig in Bayern. Wiesers waren über die Jahre auf vielen regionalen Jahrmärkten und jeden Donnerstag in Gunzenhausen präsent. Und die Nachfrage stieg immer weiter, keine Konfirmation, keine Hochzeit ohne Küchle. Und die bestellte man sich bei den Wiesers, mussten sie nun nicht mehr aufwändig in der eigenen Küche gebacken werden. Zwischenzeitlich waren Investitionen in eine Absauganlage in der Küche und in die mobile Ausstattung erforderlich. Karl gab vor einigen Jahren seine Arbeit als Elektriker vorzeitig auf, um ausschließlich für die Bäckerei da zu sein. „Ich habe mein Hobby zu meinem neuen Beruf gemacht!“ Marianna war für die Herstellung der Wettelsheimer Küchle und Striezel verantwortlich, gebacken wurde nach den Rezepten der Schwiegermutter. Karl brachte die Küchle vor Ort an die Kunden. Und die kamen aus allen Ecken der Region. Auch bei Touristen waren Küchle und Striezel allzeit begehrt. Ein Großteil des Erfolges beruht auch auf der Mithilfe durch Karls Schwester Rita Neubauer. Bei ihr möchten sie sich auch auf diesem Weg für die lange treue Unterstützung bedanken. Mit einem lachenden und mit einem weinemden Auge geht nun eine Ära zu Ende. Gerne erinnert sich Marianna an das Jahr 2004. Für die Sendereihe „Unter unserem Himmel“ wurde ein Film bei ihnen gedreht. „Das war eine tolle Werbung für uns!“ Auch Kurse über Schmalzgepäck mit der Hauswirtschaftsschule in Weißenburg waren für sie ein persönliches Highlight. Und das weinende Auge? „Mit Corona ging es auch bei uns ohne Unterstützungshilfe ans Ersparte“. Viele Bestellungen für die bevorstehenden Konfirmationen mussten ab März 2020 storniert werden, größere Feste fielen aus, es blieb nur der Wochenmarkt in Gunzenhausen. Aber sie konnten ihre Kunden wieder zurückgewinnen, wurden ihre Küchle und Striezel doch wegen hoher Qualität und dem guten Preis-Leistungsverhältnis sehr geschätzt. „Unsere Zuverlässigkeit hat sich über die Jahre immer ausgezahlt! Und das ohne Website, nur über Mundpropaganda.“  Das ist das Geheimnis ihres Erfolges. Denn die Backtage sind lang, ab 7 Uhr wird der Teig für die Küchle vorbereitet und diese dann in Butterschmalz und Öl ausgebacken. Danach eine kurze Kaffeepause zum Probieren der frischen Küchle. Natürlich sind sie wieder gut gelungen!  Anschließend gehts es an die Zubereitung der Striezel. In der Backstube hat jeder seine feste Aufgabe. Das familiäre Team arbeitet ruhig und routiniert. Jeder Handgriff sitzt. „Wir sind selbst erstaunt, wie harmonisch wir über die lange Zeit miteinander auskamen.“ So die beiden im Einklang. Sie hinterlassen eine große Lücke in unserer Region und es zeichnet sich keine Folgelösung ab. Für das Ehepaar Wieser ist das auch kein Thema mehr. Vorbei heißt bei ihnen auch vorbei. Sie wollen jetzt vieles nachholen, was in den letzten Jahren zu kurz kam. Das wären vor allem Urlaube in Deutschland und schöne Touren mit den E-Bikes. Und 2 Enkelkinder freuen sich auch schon auf Oma und Opa. Das sollten wir ihnen auch gönnen. Selbst wenn es jetzt keine frischen Wettelsheimer „Gnei-Keigli“ mehr am Verkaufswagen gibt.

Fotos und Bericht: W. Hartl